Ärztetag fordert dezentrale Speicherung und höchsten Datenschutz

Dezentrale Speicherung digitaler Patientenakten, keine zentrale Cloud-Lösung und höchsten Datenschutz. Das fordert der Deutsche Ärztetag für die Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Nachdem die Ransomware „Wannacry“ weltweit zehntausende Computer befallen hatte, sieht der Deutsche Ärztetag Handlungsbedarf bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Wannacry verschlüsselte massenweise Dateien und legte u.a. in Großbritannien mehrere Krankenhäuser lahm.

Nein zur zentralen Cloud-Lösung, ja zum höchsten Datenschutz

Deutschlands Mediziner wollen keine zentrale Cloud-Lösung für die Daten ihrer Patienten. Angriffe wie mit Wannacry würden zeigen, dass Patientendaten in einer Cloud nicht sicher seien. Entsprechendes findet sich auch in den Beschlussfassungen des 120. Deutschen Ärztetages. Anstatt einer zentralen Datenbank in Form einer Cloud schlägt der Ärztetag vor, die Patientendaten dezentral bei den jeweiligen behandelnden Ärzten und der Patienten zu speichern. Dies soll eine dezentrale Punkt-zu-Punkt-Kommunikation unter Berücksichtigung höchster Datenschutzstandards gewährleisten.

Darüber hinaus sollen in der Medizin keine Softwareprodukte, einschließlich Apps, mehr zum Einsatz kommen dürfen, die nicht diesen Anforderungen genügen. Dies soll in einem noch zu beschließenden digitalen Medizinproduktegesetz als Zulassungsvoraussetzung normiert werden.

Ärzte weisen insbesondere auf Hacking-Gefahr hin

Explizit beziehen sich die Ärzte auf jüngste Vorfälle wie Wannacry, aber auch auf Meldungen über gehackte Medizinprodukte wie Insulinpumpen und Herzschrittmacher. Zwei kürzlich publizierte Studien haben über 8000, teils schwere, Sicherheitslücken bei Herzschrittmachern und weiteren medizinischen Produkten offengelegt. Nur 17% der Hersteller haben überhaupt Maßnahmen zum Schutz der Geräte und Daten unternommen. Dabei können unterlassene Sicherheitsmaßnahmen und fehlender Datenschutz für den Patienten im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben. Nur 9% der Hersteller testen ihre Produkte jährlich auf potentielle Sicherheitslücken. Die Studien beziehen sich auf Medizinprodukte aus den USA.